Hervorgehobener Artikel

„Es war einmal…“

So beginnen nicht nur Märchen, sondern auch die Geschichte des Films DER 7BTE ZWERG. In diesem Blog berichtet Zwergenproduzent Douglas Welbat über die Entstehung des ersten 3D-Animationsabenteuers der 7 Zwerge.

Mit der Geschichte hinter der Geschichte verkürzt er euch die Zeit des Wartens bis zum Kinostart am 25. September 2014.

Und bis dahin schön die Zipfelmützen aufbügeln!

Die Krücken

Die Commerzbank hat die Zwischenfinanzierung bewilligt.

Ich muss dringend nach Berlin. Im Taxi merke ich, dass ich meine Krücke vergessen habe. Mir graut vor den langen Gängen auf den Bahnhöfen. Aber wenn ich wieder umkehre, verpasse ich womöglich den Zug. Der Vertrag mit der Commerzbank MUSS aber HEUTE unterschrieben werden. Ich riskier’s und fahre ohne Krücke nach Berlin.

Achim Thielmann wartet schon mit dem Vertrag.

Er soll mein wichtigster Bündnispartner in dem mir bevorstehenden Kampf gegen Murphy’s Gesetz ("Wenn etwas schief gehen kann, dann geht es auch irgendwann mal schief!") und den täglichen Interessenkonflikten mit Dienstleistern, Lizenznehmern und Ko-Produzenten werden.

Ohne Achim Thielmann hätte ich keine Chance, den Film zu überleben.

Nachdem ich den Vertrag mit Achim unterschrieben hatte, habe ich meine Krücke nie wieder gebraucht :-))))

Ich unterschreibe den Vertrag. Keine Krücke mehr! Produktionsbeginn!

Harald und seine “Band”

Langsam aber sicher stellte Harald seine „Band“ zusammen:

In Carrie Gassen (heute heisst sie Schilz) fand Harald eine ideale Regieassistentin, die fortan nicht mehr von seiner Seite wich.

Aus Belgien stieß Tom Olieslagers zu uns und unterstützte Hans Devolder beim Set Design in der Zwergenschmiede.

Sarah Laban übernahm das Prop Design. Jeder Knopf, jede Schüssel, jeder Schnürsenkel, jede Kerze muss in einem Animationsfilm designed werden. Was für eine verrückte Welt, wenn man die Entstehung eines Animationsfilms mit den Augen eines Realfilmers betrachtet!

Tim-Urs Vogel, Felix Presch und Volker Collmann brachten sich und ihre Arbeiten in den Gestaltungsprozess mit ein und langsam aber sicher, Stück für Stück, Tag für Tag, entstand die Welt von „Der 7bte Zwerg“ in 2D.

Zwerge brauchen Wald

Der Märchen – oder wie wir ihn in Anlehnung an den Nachnamen des Regisseurs der Real-Zwergenfilme nennen – Unterwald(t) ist das Kernelement der Zwergenwelt.

Für „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ hatten wir einen kompletten Wald in Köln Ossendorf ins Studio der MMC gebaut. Das war großartig: ein unvergessenes szenenbildnerisches Meisterwerk von Bernd Gaebler und Christian Bussmann!

Die beiden hatten die Latte damit schon mal ziemlich hoch gelegt.

Und das war nur ein Realfilm. Jetzt brauchten wir einen Zwergenwald in einem Animationsfilm!

Einer der besten Designer für diesen Job, Manu Arenas, war eigentlich schon auf dem Weg in die USA. Disney hatte sich ihn „geschnappt“. Doch was dem einen “ ´sin Uhl ist dem anderen ´sin Nachtigall“ :-) Es kam zu Verzögerungen. Irgendwas mit dem Visum. Und Manu hatte Zeit, für uns einen märchenhaften Zauberwald zu entwerfen.

In der Höhle des Drachen

Harald bringt einen weiteren Künstler in die Zwergenschmiede: Wouter Tulp, ein Holländer aus Rotterdam.

Zusammen mit Wouter erfindet Harald die Drachenhöhle.

Eine Welt entsteht

Harald Siepermann ist in seinem Element. Er kann endlich durchstarten.

Haralds Karriere kann sich wirklich sehen lassen.

Er war in Hollywood, er hat schon bei „Roger Rabbit“ mitgewirkt. War als Character-Designer bei Disney. Dort hat er in Filmen wie „Tarzan“, „Ein Königreich für ein Lama“ u. v. a. seine kreativen Spuren hinterlassen.

Für Herman van Veen schuf er die Ente Alfred J. Kwak und arbeitete in den verschiedensten Funktionen bei diversen Filmprojekten mit. Jetzt war er zum ersten Mal Regisseur.

Es entsteht das erste Line-Up, mit dem alle zufrieden sind.

Zwei Rettungsanker

Und dann kommt Otto und hilft uns.

Er löst damit ein Versprechen ein – und das obwohl er selbst seine Zweifel hat – aber auf Otto ist Verlass und mein Feind „Mr. Cashflow“ zeigt mir wieder seine Sonnenseite.

In der Zwergenschmiede im Hofweg wird wieder entworfen, gezeichnet und gemalt.

Jürgen Polaszek übernimmt die Organisation der 2D-Arbeiten. Er, die gute Seele, hat alles im Griff.

Eine Weltreise

Ich schleppe mich auf Krücken durch die halbe Welt, um im Ausland Bündnispartner für meinen Film zu finden.

In Russland werde ich fündig. Über die „Stadthalterin“ von GERMAN FILMS in Russland erfahre ich, dass mein potentieller Ko-Produzent tatsächlich in Moskau Fördergelder auftreiben kann und die Lücke womöglich geschlossen werden kann. Allerdings brauchen meine Partner die russischen Vertriebsrechte. Die habe ich aber schon an den Weltvertrieb vergeben. Und der gibt sie nicht wieder raus. Der Deal mit den Russen platzt.

In Belgien treffe ich Produzenten und Geldgeber, die an meinem Film sehr interessiert sind und sich vorstellen können, finanziell mit einer signifikanten Beteiligung einzusteigen. Aber sie brauchen Zeit. Und die habe ich nicht.

Denn mittlerweile merken auch die Filmförderung Hamburg-Schleswig Holstein und die FFA an, dass ich entweder sehr schnell das fehlende Geld auftreiben muss oder die Förderer ihre Zusagen überdenken werden.

In München treffe ich einen Geschäftsmann, dessen Reputation durchaus als schillernd zu bezeichnen wäre und unter anderen Umständen und nicht diesem unglaublichen Druck ausgesetzt, hätte ich wahrscheinlich gar nicht angefangen, mit ihm über mein Animationsfilm-Projekt zu plaudern.

„Was brauchst du?“, fragt er mich auf seine lockere, lässige Art. Ich antworte: „Ich brauche eine Firma für die Oberflächengestaltung (Texturing), jemand der am Ende den Film rendert und dann suche ich noch ein Tonstudio in Kanada, in dem wir das Original Voice Recording für den Film aufnehmen können.“ – „Kann ich dir alles besorgen!“ Er bot mir einen Deal an, den ich in meiner Lage einfach nicht von der Bettkante stoßen konnte.

Die Finanzierung stand. Der Film war – wie es aussah – gerettet.

Aber es war noch viel zu früh, sich zu freuen.

Eine Schlacht war vielleicht gewonnen – aber der Krieg war noch in vollem Gange.

Mein neuer Ko-Produzent heißt Matthias Triebel.

Schwere Zeiten

Selbst eine Reihe von Ärzten kann mich nicht weiterhelfen:

Ich verbringe die nächsten zehn Monate meistens im Bett. Dagmar Namyslo, eine gute Freundin, schenkt mir ihr iPad. Jetzt kann ich endlich wieder Emails schreiben und lesen.

Die Filmstiftung NRW kündigt an, die zugesagte Förderung in Höhe von 750.000 Euro wieder zurück zu ziehen. In Düsseldorf glaubt man nicht mehr daran, dass ich die Finanzierung für den Animationsfilm noch stemme. Christine Bendlage von der dortigen Filmstiftung hat keine Ahnung, dass ich vom Bett aus mit ihr telefoniere und sie beschwöre, sich dafür einzusetzen meinen Film nicht fallen zu lassen.

Ich brauche einen Ko-Produzenten, der die Finanzlücke schließt, die durch den Ausfall der NRW-Förderung entstanden ist. (Leider heißt das für mich auch, von Bolle Bollmann und seiner Firma Daywalker Abschied nehmen. Das in NRW ansässige Unternehmen kann ich ohne Förderung aus Düsseldorf nicht an Bord behalten. Für Bolle ein Umsatzverlust von gut einer Million Euro. Das tut weh!)

Schicksalsschläge

Auch ich persönlich verdiene kein Geld.

Ich habe alle Reserven in den Film gesteckt. Mein Privatkonto wird gesperrt. (Das Finanzamt – leider sind alle Rücklagen weg.)

Und die Artists werden langsam ungeduldig. Und womit? Mit Recht! – Sie warten schon viel zulange auf ihr Geld.

Hinzu kommen eine Reihe von privaten Ereignissen in den folgenden Monaten – nicht gerade der positiven Art – die auch körperlich mehr zehren als ich zunächst gedacht hätte. Die Ärzte rieten mir, ganz dringend mein Leben zu ändern.

2011 – mein Schreckensjahr

Bereits im November 2010 geht uns das Geld aus.

Ich stehe finanziell mit dem Rücken zur Wand.

Ein Kinofilm, den ich zusammen mit Warner Bros produziert habe, VATER MORGANA floppt an der Kinokasse mit 7.500 Zuschauer. Ein Desaster. Jetzt kenne ich „beide Seiten der Wurst“, von 7 Mio. Zuschauern auf der einen und 7.500 auf der anderen.

Ein anderes großes Filmprojekt namens ROMY scheitert.

Ich bin am Boden.

Mein neuer Feind heißt „Cashflow“.

Jetzt waren wir so weit gekommen, hatten kreativ endlich einen Weg gefunden und wurden immer zuversichtlicher in dem was wir taten. Wir glaubten zu wissen wie wir unseren Film erzählen sollen und dann geht uns das Geld aus!