Die erste Leica

21. Mai 2010.

Morgen haben wir eine Verabredung mit Willi Geike und Jaqueline Jagow von Warner Bros.

Boris hat in den letzten Monaten auf seinem MacBook über 3.000 Storyboardbilder hintereinander geschnitten, hat die Tonspur, die wir im Januar im Studio Funk aufgenommen haben, angelegt, Layout-Musik an die richtigen Stellen gesetzt und sogar den einen oder anderen Toneffekt editiert, so dass ein 89 Minuten langes „Animatic“ entstanden ist.

Was ist ein Animatic? Im Prinzip ein digitales Daumenkino. Die einzelnen Zeichnungen werden im 20 bis 30 Sekunden-Takt hintereinander geschnitten, sodass in Verbindung mit der Tonspur, der Musik und den Soundeffekten eine Art Skizze des späteren Films entsteht. Auf diese Weise können Regisseur, Autor und die Animatoren schon in einem frühen Stadium feststellen, ob die Geschichte des geplanten Animationsfilms „funktioniert“, d.h. ob die Charaktere sich emotional nachvollziehbar entwickeln, ob das Timing stimmt. In dieser Phase der Entwicklung sind Änderungen noch machbar und vor allem finanzierbar. Wenn erst im Stadium der „Fine Animation“ auffällt, dass eine Szene zu lang oder zu kurz ist oder sie durch eine andere Szene ersetzt werden muss, ist der Kostenaufwand enorm und deshalb sind – zumindest in Europa – spätere Änderungen an der Geschichte nicht realisierbar.
Das Animatic ist deshalb ein idealer Lackmustest um die Qualität der Geschichte eines Films in einem Entwicklungsstadium zu testen, in dem Änderungen den Produzenten nicht in den Bankrott treiben.

Da in früheren Zeiten die (Storyboard-)Zeichnungen mit einer Leica-Kamera abfotografiert wurden, nennt man das Animatic im Animationsfilm auch heute immer noch „Leica“.

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