Revolution und Besäufnis

Montag, 9. August 2010

Ein sogenanntes erstes „Kick-Off-Meeting“ in der Zwergenschmiede.

Als Produzent begrüße ich in bester Laune das Team, erzähle ein bisschen was über die „Philosophie der Zwerge“, wünsche Boris und seiner Truppe aus Designern und Storyboardern viel Spaß und gutes Gelingen und ziehe mich nach kurzer Rede voller Zuversicht in mein Büro zurück.

Keine drei Tage später, am Morgen des 11. Augusts, werde ich zu einem Krisen-Treffen in die Zwergenschmiede gerufen: Ich blicke in einen Halbkreis ratloser und betrübter Gesichter.

Was war in den zwei Tagen passiert?

Boris erklärt mir, dass das Team inzwischen das Drehbuch auf Herz und Nieren und seine „Animationsfilm-Tauglichkeit“ geprüft hätten. Und sie wären zu dem niederschmetternden Ergebnis gekommen, dass das Buch und die Geschichte viel zu kompliziert und „kopflastig“ seien und den Ansprüchen eines Animationsfilm bei Weitem nicht gerecht werden.

Boris und ich schauen uns tief in die Augen. Sind wir wirklich von diesem vernichtenden Urteil des Kreativ-Teams überrascht? Nein. Eigentlich nicht. Uns war klar (wir wollten es nur nicht wahrhaben), dass wir seit dem historischen Screening der Leica bei Warner Bros. immer wieder nur an der alten Vorlage herumgewerkelt hatten ohne dabei uns wirklich entscheidend nach vorne zu entwickeln.

Es war aus. Vorbei.

Seit inzwischen mehr als drei Jahren kämpfte ich für eine Fortsetzung der „7 Zwerge“ mit anderen Mitteln und in der Welt der Animation und musste nun der Wirklichkeit ins Auge blicken: Ich war gescheitert. Was sollte ich tun? Noch mal von vorne anfangen?

Die Entwicklungskosten hatten inzwischen fast die Halbe-Million-Marke erreicht.

Überall gab es Skeptiker, Nörgler und erklärte Gegner meines Filmprojekts. Woher sollte ich die Kraft nehmen alle Hebel noch einmal auf Anfang zu stellen?

Ein „Seniorproduzent“ hatte mir mal aus seinem reichen Schatz der Erfahrungen erklärt, dass Filme produzieren wie Rodeoreiten ist. Und genauso wie auch der Cowboy nicht freiwillig absteigt, muss auch der Filmproduzent vom Schicksal erst abgeworfen werden bevor er den Kampf aufgibt.

Okay, ich saß noch im Sattel, doch wohin sollte die Reise gehen? Vielleicht hatte ich ja noch die Kraft, vielleicht würde ich auch noch das nötige Geld auftreiben um weiterzumachen, aber all das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass uns das Allerwichtigste immer noch fehlte: Die Idee!

Der Hofweg endet und geht in die Papenhuder Straße über und dort – am „RÜSSL“-Büro vorbei – vielleicht 500 Meter von der Zwergenschmiede entfernt, gibt es eine kleine Weinstube. Dort fiel das Zwergenteam gesammelt ein. Wir hatten den Zwergenfilm gerade zu Grabe getragen und wie auf einer richtigen Beerdigung wollten wir nun „die Leich’ versaufen“ – naja, und so ist es dann auch geschehen…

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